50 Jahre Ehrenamt

Evangelische Altenhilfe freut sich über neue ehrenamtliche Unterstützer:innen
Wenn Annette Rex und Annegret Lange zum Dienst gehen, wartet ein treuer Fanclub auf sie. Die beiden sind als Grüne Damen ehrenamtlich in der Altenhilfe im Mülheimer Haus Ruhrgarten tätig und feiern jetzt gemeinsam mit 20 weiteren Aktiven aus dem ehrenamtlichen Team das 50-jährige Bestehen der Grünen Damen und Herren. Zum Jubiläum gibt es Festgottesdienste im Haus, damit auch die Bewohner*innen teilnehmen können und auch Feierstunden auf den Wohnbereichen.
Rund 120 ehrenamtlich Helfende waren seit 1975 im Haus Ruhrgarten und Haus Ruhrblick, den Pflegeheimen in Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinden in Mülheim, tätig. Meist 20 bis 30 zugleich. Viele engagieren sich zehn Jahre oder länger in ihrem Ehrenamt. Die Zahlen hat Christoph Happe vom Sozialen Dienst der beiden Häuser zusammengetragen. Er ist der erste Ansprechpartner für Annette Rex und Annegret Lange, die den Arbeitskreis der Grünen Damen und Herren (vier Herren zählen zum ehrenamtlichen Team) leiten.
In der Regel kommen die Ehrenamtler:innen an einem festen Vor- oder Nachmittag in der Woche ins Haus und sind dann für die Bewohner:innen da. Sie begleiten Spaziergänge, lesen vor, hören zu, bieten wie Annegret Lange Spiele und Rätsel als Gedächtnistraining an – und vor allem haben sie Zeit. „Das ist für Bewohner richtig entlastend, wenn ich ihnen signalisiere: Ich habe keinen Zeitdruck, ich bin jetzt ganz für Sie da“, berichtet Annette Rex. „Gerade zu Neueingezogenen gehe ich hin und versuche beim Ankommen zu helfen, vermittle ihnen Sicherheit und zeige, worauf sie sich verlassen können.“
„Die Eins-zu-eins-Betreuung und Kleingruppenangebote haben zugenommen“, zeichnet Christoph Happe einen Wandel der letzten Jahre nach. In früheren Zeiten waren weniger Bewohnerinnen und Bewohner dementiell verändert, da gab es mehr Veranstaltungen für ein größeres Publikum. Sogar eine Caféteria und eine Nähstube gab es, die von Ehrenamtlichen betrieben wurden. Da heute die wenigsten Bewohner das Haus selbstständig verlassen können, sind die Grünen Damen und Herren auch als Begleitung zu Arztbesuchen gefragt. „Da kommt man individuell noch einmal ganz anders in Kontakt als bei Gruppenangeboten“, weiß Annegret Lange diese Begegnungen zu schätzen.
„,Und Sie kommen ganz freiwillig zu uns?‘, das werde ich von Bewohnern manchmal gefragt“, berichtet Annette Rex. Die Antwort liegt für sie auf der Hand. „Ich möchte mich so engagieren, dass Menschen aus der älteren Generation Ansprache und Wertschätzung erleben – so wie ich das auch erfahren möchte“, sagt Annette Rex. Als vierfache Mutter fand sie, hatte sie sich genug mit „Kinderkram“ beschäftigt. „Ich kommen aus einer bäuerlichen Großfamilie, war den Kontakt zur älteren Generation von früher gewohnt, aber jetzt war da eine Leerstelle in meinem Leben“. Die wird nun mit vielen bereichernden Begegnungen gefüllt. Seit 2011 ist Annette Rex im Haus Ruhrgarten dabei, seit 2015 koordiniert sie das Team.
Unterstützt wird sie dabei von Annegret Lange, die nach ihrer Arbeit im Marketing noch Neu-Ruheständlerin ist. „Ich hatte mir vorgenommen, mich ehrenamtlich zu engagieren. Auch bei den Grünen Damen im Krankenhaus hätte ich mir vorstellen können, mitzumachen. Aber hier kann ich über längere Zeit hinweg eine Beziehung zu den Bewohnerinnen und Bewohnern aufbauen, das finde ich schön.“
Auch umgekehrt bauen die Bewohner:innen eine Beziehung zu „ihren“ Grünen Damen und Herren auf. Annegret Lange: „Wenn ich mich einmal nicht deutlich genug abgemeldet haben, werde ich in der nächsten Woche gefragt, wo ich denn war.“
Neue Grüne Damen und Herren sind stets willkommen
Verlässlichkeit ist deshalb eine der wenigen Voraussetzungen, die neue Interessierte mitbringen sollten, wenn sie bei den Grünen Damen und Herren einsteigen. „Aber niemand braucht zu befürchten, dass er gleich die Hälfte seiner Freizeit bei uns verbringen muss“, erklärt Christoph Happe vom Sozialen Dienst. Mit allen neuen Interessierten führt er zum Einstieg ein Gespräch, klärt ab, wo die persönlichen Interessen und Erwartungen liegen. „Wir freuen uns über jeden, der sich einbringen will“. Willkommen sind alle, die selbst bei stabiler psychischer und physischer Gesundheit und unter 80 Jahren alt sind. Top-Fitness ist nicht gefragt „aber es hilft schon, wenn man einen Rollstuhl schieben kann“, weiß Annette Rex aus Erfahrung. Zuhören können und Empathie mitbringen, das sollte man – erklären die drei, die sich über neue Mitstreiter freuen.
Neueinsteigenden bei den Grünen Damen und Herren legt Christoph Happe immer auch den Drei-Tage-Basiskurs beim Dachverband, der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe (EKH) ans Herz. Inhaltlich geht es dort zum Beispiel um Kommunikation mit den Bewohnern und um den Umgang mit Demenz. „Das hat mir sehr geholfen, auch der Austausch mit den anderen Ehrenamtlichen dort“, sagt Annegret Lange. Um den Austausch untereinander zu fördern, haben die Grünen Damen und Herren in Mülheim jüngst einen eigenen Stammtisch ins Leben gerufen. Der Stammtisch trifft sich regelmäßig – einmal im Vierteljahr „Sie wissen, die Rentner haben ja nie Zeit“, meint Annegret Lange augenzwinkernd.
Wer sich ein Engagement bei den Grünen Damen und Herren vorstellen kann, meldet sich bei Christoph Happe, Leitung Sozialer Dienst, Telefon 0208.9951312 oder happe@haus-ruhrgarten.de